IMAGO. Kunst.Pädagogik.Didaktik

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Gestaltungspraktische Bildung des räumlichen Vorstellens

Kunstpädagogische Zielsetzungen im Lichte kognitionswissenschaftlicher Modelle

Band 7, München 2019, 420 Seiten
ISBN 978-3-86736-507-9
27,80 EUR
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Produktbeschreibung

Die Begriffe Kunstunterricht und räumliches Vorstellen werden häufig in einen Kontext gestellt, wenn dreidimensionale Gestaltungspraxen des Kunstunterrichts Gegenstand einer fachdidaktischen Analyse sind. Plastisches, skulpturales und architektonisches Gestalten, so die weitläufige Meinung, schulen das räumliche Vorstellungsvermögen der Schülerinnen und Schüler. Wenn Lernende etwa Architekturmodelle bauen, erwerben sie zugleich kognitive Fähigkeiten, die als intelligenzfördernd und nützlich für fachliche Leistungen in anderen Fächern gelten. Eine so geartete funktionale Legitimationspraxis von Kunstunterricht ist grundsätzlich problematisch, aber in diesem Fall besonders, weil ihr die empirische Grundlage fehlt.

Lassen sich wirklich Fördereffekte gestaltungspraktischer Aufgaben im Kunstunterricht auf das räumliche Vorstellen, so wie es kognitionspsychologisch modelliert wird, nachweisen? Und sind kognitionswissenschaftliche Raumvorstellungskonzepte auf den kunstpädagogischen Forschungskontext somit übertragbar?

Ein umfangreiches Forschungssetting zur Untersuchung der körperhaft-räumlichen Gestaltungspraxis von Schülerinnen und Schülern in der Sekundarstufe I ging diesen Fragen nach und kombinierte hierzu erstmals in der kunstpädagogischen Forschungstradition kognitionspsychologisch-psychometrische Testverfahren und spezifisch kunstpädagogisch-hermeneutische Evaluationsmethoden. Dieser Mixed-Methods-Ansatz legt die Anschlussstellen zwischen dem kunstpädagogisch-gestalterischen Verständnis von körperhafter Raumvorstellung und der allgemeinen Raumvorstellung in der Entwicklungs- und Kognitionspsychologie offen. In diesem Sinne ist dieses Buch ein Beitrag zur Erforschung der körperhaft-räumlichen Vorstellungsbildung im Bereich der Kunstdidaktik und legt einen Grundstein für die Didaktik der körperhaften Raumvorstellung.

Anlagenband

Die Autorin zeigt kunstpädagogische Konsequenzen und Potenziale auf und leistet einen präzisen Beitrag zur Weiterentwicklung einer spezifischen fachwissenschaftlichen Begründung der Kunstpädagogik. Zugleich löst sie exemplarische Impulse für eine entsprechende Unterrichtspraxis aus, auch wenn dies nicht vorrangiges Anliegen ihrer Arbeit war, sondern die Klärung des fachwissenschaftlichen Bezugspunktes dafür.
Frank Schulz, KUNST+UNTERRICHT 453 • 454 I 2021
 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Danksagung

Einleitung

Teil A: Theoretische Grundlagen

1. Kognitions- und entwicklungspsychologisches Blickfeld
1.1. Struktur des räumlichen Vorstellungsvermögens
1.2. Entwicklung des räumlichen Vorstellens
1.3. Zusammenfassung und Zwischenfazit

2. Wahrnehmungspsychologisches und neurowissenschaftliches Blickfeld
2.1. Die Bedeutung der Wahrnehmung für räumliches Vorstellen
2.2. Die Bedeutung der Motorik für räumliches Vorstellen
2.3. Zusammenfassung und Zwischenfazit

3. Allgemeinpädagogisches und fachdidaktisches Blickfeld
3.1. Begründungsdimensionen der Notwendigkeit räumlicher Vorstellungsförderung
3.2. Räumliches Vorstellen in Lern- und Bildungsplänen
3.3. Förderung räumlichen Vorstellens
3.4. Zusammenfassung und Zwischenfazit

4. Kunstpädagogisches Blickfeld
4.1. Räumliche Vorstellungsbildung im Kunstunterricht
4.2. Räumlich-konstruktives Gestalten im Kunstunterricht
4.3. Systematisierung und Kategorisierung räumlich-konstruktiver Aufgabenkonzeptionen
4.4. Analyse der kognitiv-imaginativen Übersetzungsverhältnisse bei räumlich-konstruktiven Gestaltungsaufgaben
4.5. Zusammenfassung und Zwischenfazit

5. Zusammenfassung der theoretischen Grundlagen und Überleitung
5.1. Die enaktive Grundlegung räumlichen Vorstellens
5.2. Die operationale Grundlegung räumlichen Vorstellens

Teil B: Empirische Untersuchung

6. Ziele der Untersuchung und forschungsmethodische Einordnung
6.1. Untersuchungsschwerpunkt I: Untersuchung der Fördereffekte gestaltungspraktischer Aufgaben im Kunstunterricht auf das räumliche Vorstellen
6.2. Untersuchungsschwerpunkt II: Untersuchung der Übertragbarkeit kognitionswissenschaftlicher Raumvorstellungskonzepte auf den kunstpädagogischen Forschungskontext
6.3. Untersuchungsschwerpunkt III: Untersuchung der Eignung bezugswissenschaftlicher Verfahren und Instrumente zur Etablierung einer systematisch-kunstpädagogischen Fachwissenschaft

7. Forschungsdesign
7.1. Phasenkonzeption
7.2. Treatment-Kontrollgruppensetting
7.3. Stichprobenauswahl

8. Erhebungs-, Aufbereitungs- und Analyseinstrumente
8.1. Psychometrischer Test
8.2. Produktanalyse
8.3. Videografie
8.4. Leitfadeninterview

9. Durchführung der Untersuchung
9.1. Institutionelle und anthropologische Voraussetzungen
9.2. Aufgabenkonstruktion und Aufgabenspezifik
9.3. Reflexion

10. Fallübergreifende Analyse
10.1. Phase 1: Vortests
10.2. Phase 2: Architekturdidaktische Unterrichtseinheit
10.3. Phase 3: Nachtests
10.4. Kontrollgruppe

11. Mehrperspektivische Einzelfallanalyse
11.1. Marius
11.2. Andrea
11.3. Galib
11.4. Iasmina
11.5. Zusammenfassung der Erkenntnisse aus allen Einzelfallanalysen

Teil C: Interpretation, Theoriebildung und Schlussbetrachtung

12. Schlussbetrachtung der Untersuchungsschwerpunkte und Hypothesen
12.1. Untersuchungsschwerpunkt I: Untersuchung der Fördereffekte gestaltungspraktischer Aufgaben auf das räumliche Vorstellen
12.2. Untersuchungsschwerpunkt II: Untersuchung der Übertragbarkeit kognitionswissenschaftlicher Raumvorstellungskonzepte
12.3. Untersuchungsschwerpunkt III: Untersuchung der Eignung bezugswissenschaftlicher Verfahren und Instrumente

13. Didaktische Folgerungen

Verzeichnisse und Nachweise
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsnachweise
Literatur