Kontext Kunstpädagogik

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ISBN 978-3-86736-131-6
18,80 EUR
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Produktbeschreibung

Es gibt künstlerische Ausdrucksformen, bei denen der Einstieg in eine Auseinandersetzung nicht über wahrnehmbare Materialien und Formeigenschaften funktioniert, weil die Werke nicht sichtbar sind und sich demzufolge einer sinnlich-visuellen Wahrnehmung entziehen. Gleichwohl bieten gerade sie die Möglichkeit, den Betrachter durch ihre Präsenz so nachhaltig zu irritieren, dass er im Prozess einer gesteigerten Konzentration zu gänzlich neuen Erkenntnissen gelangt, die einen überraschenden Bezug zu seiner Lebenswelt ermöglichen.

Im 20. Jahrhundert findet das Thema Eingang in die bildende Kunst und erlebt in den 1960er und 1970er Jahren seinen bisherigen Höhepunkt. Im Gegensatz zu anderen Tendenzen der Nachkriegskunst wurden solche unsichtbaren Werke trotz ihrer kunsthistorisch unumstrittenen Bedeutung von der Kunstdidaktik bislang nahezu vollständig ignoriert.

Das Erleben von Kunstwerken ist das zentrale Anliegendes Kunstunterrichts und basiert größtenteils auf optisch-visuell vermittelten Inhalten. Im Zentrum steht alles, was sich „primär visuell, über den Sehsinn vermittelt“. Darauf deuten auch einschlägige Formulierungen wie „Sehen Lernen“,„Gebrauch der Sinne“ oder „visuelle Kompetenz“.

Dabei gibt es genügend Gründe, die für eine Beschäftigung mit unsichtbaren Phänomenen sprechen: Unsichtbare Werke spiegeln vielfältige Phänomene unserer Lebenswirklichkeit – beispielsweise die nicht sichtbaren Wirkungen radioaktiver Strahlung –, werfen wichtige Fragen auf und ermöglichen eine Auseinandersetzung mit den Grenzen der visuellen Wahrnehmung.

Die traditionelle Auffassung, der Umgang mit Kunst im Unterricht müsse vornehmlich auf visuellen Wegen stattfinden und eine Verfeinerung der optischen Wahrnehmung zum Ziel haben, soll im Rahmen der Dissertation widerlegt werden, um eine weiterreichende Perspektive eines zeitgemäßen Verständnisses des Faches Kunst zu geben.
 

Inhaltsverzeichnis

Einleitung: Unsichtbare Kunst?


TEIL 1: HISTORISCH-THEORETISCHE UNTERSUCHUNG


1. Unsichtbare Kunst und Kunstpädagogik

Unsichtbare Kunst: Aktuelles Phänomen und historische Erscheinung

Das Ignorieren unsichtbarer Kunst seitens der Didaktik
Die Rolle der unsichtbaren Kunst im Unterricht der 1960er und
1970er Jahre
Kunstpädagogen über Ausstellungen und Gegenwartskunst 1968–1972

Unsichtbare Kunst und Kunstpädagogik der 1960er und 1970er Jahre
Ansätze zur Vermittlung von Gegenwartskunst im Schulkontext
Gunter Ottos Einwand gegen »unsinnliche« Kunst

Resümee und Problemstellung
Kunstpädagogik und Gegenwartskunst der 1960er und 1970er Jahre
Gegenwartskunst und Kunstpädagogik seit den 1980er Jahren
Frage- und Problemstellung

2. »Dematerialisierung« der Kunst?

Kunstkritik in den USA: »Formal Criticism«

Visuelle Rezeption und imaginierender Betrachter

Öffnung des Kunstdiskurses zur Rezeptionsästhetik

Immaterialität des Konzepts und Unsichtbarkeit

Resümee

3. Begriffliche Eingrenzung unsichtbarer Kunst

Abwesenheit und Leere
Entleerte Bildflächen
Leere Räume

Anwesenheit und Vorhandensein
Werkmittel Luft
Robert Barrys unsichtbare Kunst

Ursächliche Unsichtbarkeit
Exkurs: Unsichtbarkeit in christlicher Bildkultur

Robert Barrys Inert Gas Series

Blüte und vorläufiges Abklingen unsichtbarer Kunst
Ausstellungspräsenz in den USA und Europa
Robert Barrys weitere Entwicklung und seine Abkehr von unsichtbarer Kunst

Resümee

4. Kategorien unsichtbarer Kunst

Kategorie I: Über Absenz vermittelte Unsichtbarkeit (Leere)
Sprachlich vermittelte Absenz
Entleerte Präsentation

Kategorie II: Über Präsenz vermittelte Unsichtbarkeit

Kategorie III: Indexalisch/ursächlich vermittelte Unsichtbarkeit

Resümee

5. Zur Rezeption unsichtbarer Kunst

Zeitgeschichtliche Annäherung
Unsicherheit in der Kunstkritik?
Bruch mit der Tradition?
Überforderung des Betrachters?

Philosophische Annäherung (Präsenz und Erscheinen unsichtbarer Kunst)
Präsenz von nicht sinnlich Wahrnehmbarem
Erscheinen von Unsichtbarem
Unsichtbares als Gegenstand ästhetischer Wahrnehmung
Wahrnehmung und Kontext
Bedeutung schaffen

Resümee

6. Zwischenbilanz


TEIL 2: EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG


7. Methodologische Basis der empirischen Untersuchung

Grundlegendes

Die Vorgehensweise
Qualitative Empirie
Qualitative Inhaltsanalyse
Triangulation

Datenerhebungsmethoden
Leitfadeninterview
Episodisches Interview
Interviewtechnik: Qualitative Online-Befragung
Praktische Schülerarbeiten

Datenauswertungsmethoden
Kontrastierung von Einzelfallstudien
Chat-Analyse
Theoriegeleitete induktive Kategorienbildung
Werkanalyse

Resümee

8. Setting und Ablauf der Untersuchung

Fragestellung im Unterrichtskontext

Kontextfaktoren der unterrichtlichen Situation
Rahmenbedingungen
Die Orte der Untersuchung

Ablauf der Untersuchung und zeitlicher Rahmen
Beschreibung der Initialphase (Interview)
Beschreibung der Prozessphase Teil 1 (Carrier Wave Piece)
Beschreibung der Prozessphase Teil 2: Entwicklung der Arbeiten
Beschreibung der Präsentationsphase (Ausstellungsaufbau)
Beschreibung der Reflexionsphase

Resümee und Festlegung des Materials

9. Bildung von Kategorien und Auswahl der Fallbeispiele

Die Kategorien der Inhaltsanalyse
Kontextbezogene Verhaltensdisposition
Konstellation Werkbegriff
Prävalente Künstlerrolle
Modifikation der Wahrnehmung
Rezeptionsprozess

Auswahl der Fallbeispiele Carlotta, Jana und Furkan
Kontextbezogene Verhaltensdisposition
Konstellation Werkbegriff
Prävalente Künstlerrolle
Modifikation der Wahrnehmung
Rezeptionsprozess

Resümee

10. Beschreibung der Fallbeispiele
Beschreibung des Falls Jana

Initialphase
Produktionsphase
Bildnerische Werke
Reflexionsphase

Beschreibung des Falls Carlotta
Initialphase
Produktionsphase
Bildnerische Arbeiten
Reflexionsphase

Beschreibung des Falls Furkan
Initialphase
Produktionsphase
Bildnerische Arbeiten
Reflexionsphase

11. Einschätzung der Fallbeispiele

Einschätzung des Fallbeispiels Jana
Initialphase
Produktionsphase und bildnerische Arbeiten
Reflexionsphase
Zusammenfassung

Einschätzung des Fallbeispiels Carlotta
Initialphase
Produktionsphase und bildnerische Arbeiten
Reflexionsphase: Modifizierte Wahrnehmungshaltung
Zusammenfassung

Einschätzung des Fallbeispiels Furkan
Initialphase
Produktionsphase und bildnerische Arbeiten
Reflexionsphase
Zusammenfassung

Resümee

12. Die Leistung unsichtbarer Kunst im Unterricht

Modifikation der Verhaltensdisposition

Konstellation Werkbegriff
Vom geschlossenen zum offenen Werk
Die sichtbare Form

Prävalente Künstlerrolle

Modifikation der Wahrnehmung: »Wahrnehmen« statt »sehen«

Rezeptionsprozess

Resümee

13. Ausblick mit Lücken


Literatur
Abbildungen