IMAGO. Kunst.Pädagogik.Didaktik

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Skulptur. Begabung. Lernen.

Eine kunstpädagogische Studie

Band 16, München 2025 (Mai), 410 Seiten
ISBN 978-3-96848-169-2
34,80 EUR
inkl. gesetzl. MWSt - ggfs. zzgl. Porto und Versand
 

Produktbeschreibung

Auch wenn es nicht auf den ersten Blick erkennbar ist: Das uralte Verfahren des Skulptierens ist für Kinder und Jugendliche bedeutsam und sie sind dafür begabt. Wie lässt es sich erlernen und fördern? Was ist eine bildnerische Begabung? Wie entsteht sie und welche Rolle spielen soziales Umfeld und Kunstunterricht dabei? Diesen Fragen geht die vorliegende Arbeit nach, indem sie eine der ältesten Gestaltungspraxen der Menschheit untersucht: das Skulptieren.
Die Gestaltung einer Skulptur ist ein besonderer Akt, bei dem Körper und Geist aktiviert werden. Sie erfordert spezifische, aufeinander aufbauende Teilhandlungen, die weit über alltägliche Denk- und Wahrnehmungsmuster hinausgehen. Dies macht die Verfahrenstechnik hochgradig komplex. Gleichzeitig vermittelt das Skulptieren jedoch besondere körperhaft-räumliche Erfahrungen, insbesondere im Bereich der Selbstwirksamkeit.
Trotz seiner Bedeutung wurde das Skulptieren in der wissenschaftlichen Kunstpädagogik und im Kunstunterricht bislang meist vernachlässigt. Die vorliegende Arbeit schließt diese Lücke, indem sie hermeneutisch-empirisch gestützte Erkenntnisse über die Lehr- und Lernbarkeit der Gestaltungspraxis liefert und zeigt, warum ihr im Kunstunterricht mehr Bedeutung beigemessen werden sollte. Sie entwirft eine systematische, relational-anthropologisch interpretierte Skulpturdidaktik, die verdeutlicht, wie Kinder und Jugendliche skulptural wahrnehmen, denken, gestalten und lernen, und was der Kunstunterricht leisten muss, um Lernende in dieser künstlerisch-handwerklichen Technik individuell zu begaben. Damit leistet das Buch einen innovativen Beitrag zur Erforschung der spezifischen körperhaft-räumlichen Gestaltungspraxis und regt zum Umdenken innerhalb der kunstpädagogischen Grundlagen- und Begabungsforschung an.
 

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Problemexposition und Forschungsinteresse
Vorgehen der Arbeit
Aufbau der Arbeit


Teil I: Theoretische Grundlagen

A) SACHLOGIK

1. Die skulpturale Gestaltungspraxis
1.1 Basisbestimmungen I: Poietische Grundlagen
1.1.1 Werkstoffe und Resonanzräume
1.1.1.1 Werkstoff als handwerklich-technischer Faktor
1.1.1.2 Der Einfluss des Werkstoffs auf Prozess und Werk
1.1.2 Entwurfsverfahren: Planung und Vorbereitung
1.1.3 Genuin skulpturale Ausführungstechniken
1.1.3.1 Das Aushöhlen
1.1.3.2 Die Blocktechnik
1.1.3.3 Die Relieftechnik
1.2 Basisbestimmungen II: Gestalterische Wirkungsdimensionen der Skulptur
1.2.1 Anthropomorphe Formen
1.2.1.1 Das mimetische Potenzial der Menschendarstellung
1.2.1.2 Menschendarstellung als Ausdruck von Spiritualität
1.2.2 Die inhaltllche Thematisierung des skulpturalen Werkprozesses
1.2.2.1 Die genuine Skulptur als inhaltliches Gegenstandsfeld
1.2.2.2 Materialität als inhaltliches Gegenstandsfeld
1.2.2.3 Raum und Transparenz als inhaltliche Gegenstandsfelder
1.3 Basisbestimmungen III: Anthropologisch-relationale Resonanzfelder des Skulptierens am Beispiel der Eiszeitskulptur
1.4 Kunstpädagogische Folgerungen
1.5 Resümee


B) LERNLOGIK

2 Die Entwicklung der körperhaft-räumlichen Wahrnehmung, Vor- und Darstellung in Kindheit und Jugend
2.1 Anthropologische Grundlagen und Begriffsbestimmungen
2.1.1 Entwicklung
2.1.2 Lernen
2.1.2.1 Interne Lernvoraussetzungen: Motivation und Attribution
2.1.2.2 Externe Lernvoraussetzungen: Relationales Lernen
2.2 Kunstpädagogisches Blickfeld: Das Resonanzfeld von Wahrnehmung, Vorstellung und Darstellung
2.2.1 Die körperhaft-räumliche Wahrnehmung
2.2.2 Die körperhaft-räumliche Vorstellung
2.2.2.1 Die Entwicklung der Raumvorstellung nach Piaget und Inhelder
2.2.2.2 Raumvorstellung aus kognitionspsychologischer Perspektive
2.2.2.3 Kognitionswissenschaftliche Ansätze der Verkörperungstheorie
2.2.3 Die körperhaft-räumliche Darstellung
2.2.3.1 Darstellungsformeln
2.2.3.2 Exemplarischer Entwicklungsverlauf des Plastizieren-Lernens
2.3 Kunstpädagogische Folgerungen für eine skulpturale Lernlogik
2.4 Resümee

3. Bildnerische Begabung im Bereich der Skulptur
3.1 Begriffliche Einordnung
3.2 Traditioneller und aktueller Diskurs der Begabungsforschung
3.2.1 Eindimensionale Begabungsmodelle
3.2.2 Mehrdimensionale Begabungsmodelle
3.2.3 Pädagogische und soziale Dimension der Begabungsförderung
3.2.4 Herausforderungen und bildungspolitische Notwendigkeit der Begabungsförderung
3.3 Bildnerische Begabung aus Perspektive einer anthropologisch-relational verstandenen Kunstpädagogik
3.3.1 Der Forschungsdiskurs zur bildnerischen Begabung
3.3.2 Sachlogik: Gegenstand des gerichteten Interesses
3.3.3 Lernlogik: Der bildnerisch begabte Mensch
3.3.3.1 Potenzielle Indikatoren einer skulpturalen Begabung
3.3.3.2 Exkurs: Kreativität und Begabung
3.3.4 Lehr-Lernlogik: Der Prozess des Begabens
3.4 Resümee


C) LEHR-LERNLOGIK

4. Skulptieren in der pädagogischen Fachtradition

4.1 Die skulpturale Gestaltungspraxis im Unterricht bis zum 19. Jahrhundert
4.2 Die skulpturale Gestaltungspraxis im Unterricht des 20. und 21. Jahrhunderts
4.3 Zusammenführender Vergleich und kunstpädagogische Systematisierung
4.3.1 Die fachtraditionell verstandene Sachlogik
4.3.2 Die fachtraditionell verstandene Lernlogik
4.3.3 Die fachtraditionell verstandene Lehr-Lernlogik
4.4 Interpretation und Kategorienbildung
4.5 Folgerungen einer anthropologisch-relational verstandenen Kunstpädagogik
4.6 Resümee

5. Bildungstheoretische Begründung des Skulptierens
5.1 Skulptieren im Lichte der allgemeinen Bildung
5.2 Skulptieren im Bildungsplan der Sekundarstufe I
5.3 ‚Skulptieren im erweiterten Feld‘: Eine kunstpädagogische Abgrenzung
5.4 Skulptieren im Rahmen eines anthropologisch-relational verstandenen Kunstunterrichts
5.4.1 Ziele und Aufgabenfelder der skulpturdidaktischen Vorstellungsbildung
5.4.2 Skulptieren in der aufgabenzentrierten Werkstattarbeit
5.4.2.1 Methodische Rahmenbedingungen
5.4.2.2 Aufgabenstellungen und Curricula
5.4.2.3 Kunstdidaktische Resonanzmedien und -praktiken
5.4.2.4 Wahrnehmungs-, Vorstellungs- und Darstellungshilfen
5.4.2.5 Vorbereitender transmedialer Entwurfsprozess
5.5 Resümee

6. Zusammenfassung der theoretischen Ergebnisse und Überleitung
6.1 Kunstpädagogisches Resümee der theoretischen Grundlagen
6.1.1 Kunstpädagogisches Resümee der Sachlogik
6.1.1.1 Spezifisch-prozessuale Teiloperationen
6.1.1.2 Genuin skulpturale Basisvoraussetzungen
6.1.2 Kunstpädagogisches Resümee der Lernlogik
6.1.3 Kunstpädagogisches Resümee der Lehr-Lernlogik
6.2 Untersuchungsschwerpunkte und -thesen


Teil II: Empirische Untersuchung

1. Konzeption der Lehr-Lernsituation

1.1 Die Lehr-Lernsituation: Kunst-Sommercamp und Wochenendworkshop
1.2 Sachanalyse
1.3 Didaktische Begründung
1.4 Methodische Begründung
1.4.1 Methodischer Ablauf und Aufgabenstellung
1.4.2 Differenzierung
1.5 Reflexion der Lehr-Lernsituation

2. Forschungsmethodisches Vorgehen
2.1 Forschungsdesign
2.2 Forschen im curricularen Kontext
2.3 Datenerhebung, -aufbereitung und -analyse
2.3.1 Datenerhebung und -aufbereitung
2.3.1.1 Produkt- und Prozessfotografie
2.3.1.2 Videografie
2.3.1.3 Leitfadeninterview
2.3.1.4 Schriftliche Befragung
2.3.2 Datenauswertung
2.3.2.1 Analysewerkzeuge
2.3.2.2 Bildhermeneutischer Interpretationszirkel

3. Einzelfall im Längsschnitt: Ankerbeispiel
3.1 Entwurfsverfahren
3.1.1 Zeichnung
3.1.2 Tonbozzetto
3.1.3 Skulpturaler Bozzetto
3.1.4 Zusammenfassende Analyse der Entwurfsverfahren
3.2 Holzskulptur
3.2.1 Werk
3.2.2 Werkprozess
3.2.3 Zusammenfassende Analyse der Holzskulptur

4. Einzelfälle im Längsschnitt: Vergleichende Einzelfallanalysen
4.1 Jan
4.1.1 Projekt 2: 2017
4.1.1.1 Entwurfsverfahren
4.1.1.2 Holzskulptur
4.1.2 Projekt 3: 2019
4.1.2.1 Entwurfsverfahren
4.1.2.2 Holzskulptur
4.1.3 Projekt 4: 2020
4.1.3.1 Entwurfsverfahren
4.1.3.2 Holzskulptur
4.1.4 Projekt 5: 2020
4.1.4.1 Entwurfsverfahren
4.1.4.2 Holzskulptur
4.1.5 Interpretative Fallzusammenfassung
4.2 Lara
4.2.1 Projekt 1: 2018
4.2.1.1 Entwurfsverfahren
4.2.1.2 Holzskulptur
4.2.2 Projekt 2: 2020
4.2.2.1 Entwurfsverfahren
4.2.2.2 Holzskulptur
4.2.3 Interpretative Fallzusammenfassung
4.3 Palina
4.3.1 Projekt 1: 2018
4.3.1.1 Entwurfsverfahren
4.3.1.2 Holzskulptur
4.3.2 Projekt 2: 2020
4.3.2.1 Entwurfsverfahren
4.3.2.2 Holzskulptur
4.3.3 Interpretative Fallzusammenfassung
4.4 Liv
4.4.1 Projekt 1: 2018
4.4.1.1 Entwurfsverfahren
4.4.1.2 Holzskulptur
4.4.2 Projekt 2: 2020
4.4.2.1 Entwurfsverfahren
4.4.2.2 Holzskulptur
4.4.3 Interpretative Fallzusammenfassung
4.5 Ricardo
4.5.1 Projekt 1: 2020
4.5.1.1 Entwurfsverfahren
4.5.1.2 Holzskulptur
4.5.2 Projekt 2: 2020
4.5.2.1 Entwurfsverfahren
4.5.2.2 Holzskulptur
4.5.3 Interpretative Fallzusammenfassung

5. Fallübergreifende Analyse I: Einzelfälle im horizontalen Querschnitt
5.1 Skulpturale Bearbeitungstechniken und Prozeduren
5.1.1 Skulpturale Techniken
5.1.2 Prozedurale Prinzipien
5.1.2.1 Vertikale Projektion
5.1.2.2 Weitere prozedurale Prinzipien
5.2 Lernlogischer Aufbau skulpturaler Könnensstrukturen
5.2.1 Intra- und intersubjektive Einflussfaktoren
5.2.1.1 Resonanzen zwischen Wahrnehmung, Vorstellung und Darstellung
5.2.1.2 Verkörperte Reflexion
5.2.1.3 Intersubjektiv-deiktischer Dialog und relationales Lehr-Lernumfeld
5.2.1.4 Mimetische Bezugnahme auf Vorbilder
5.2.1.5 Rolle und Funktionen der vorbereitenden Entwurfsverfahren
5.2.2 Die Entwicklung skulpturalen Könnens
5.2.2.1 Skulpturales Lernen im horizontalen Vergleich der Einzelfallstichproben
5.2.2.2 Richtungsdisposition, bildnerische Begabung und deren Förderung

6. Fallübergreifende Analyse II: Erweiterter Datensatz im horizontalen Querschnitt
6.1 Der Einfluss von Vorerfahrung und Alter
6.1.1 Blick auf das Lernniveau
6.1.2 Blick auf das Alter
6.1.3 Blick auf die Vorerfahrung
6.2 Diagnose: Prozedurale Prinzipien, Darstellungstendenzen und Probleme
6.2.1 Vom additiven Bildaufbau zur Differenzierung
6.2.2 Skulpturale Prozess- und Lernlogik
6.2.3 Skulpturale Problemfelder und Darstellungstendenzen
6.3 Förderung: Die skulpturdidaktische Lehr-Lernsituation


Teil III: Systematische Begründung einer Skulpturdidaktik – Schlussfolgerung und Diskussion

1. Interpretation der Forschungsergebnisse und Theoriebildung

1.1 Untersuchungsschwerpunkt I: Sachlogik
1.1.1 Skulpturale Anforderungen
1.1.2 Skulpturale Resonanzbeziehungen
1.2 Untersuchungsschwerpunkt II: Lernlogik
1.2.1 Skulpturale Darstellungsformeln
1.2.2 Skulpturale Lernlogik
1.2.3 Skulpturale Begabung
1.3 Untersuchungsschwerpunkt III: Lehr-Lernlogik
1.3.1 Anthropologisch-relational ausgerichteter Kunstunterricht
1.3.2 Förderung auf Verdacht einer Begabung

2. Kunstpädagogische Schlussbetrachtung und Diskussion
2.1. Kunstpädagogische Konsequenzen
2.1.1 Revidierung und Erweiterung der bestehenden Theorien in der Kunstpädagogik
2.1.2 Resonanzpädagogische Basisbestimmungen der Skulpturdidaktik
2.1.3 Die Bildungspotenziale des Skulptierens und die Notwendigkeit seiner systematischen Förderung
2.2. Ausblick

Verzeichnisse und Nachweise
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsnachweise
Literatur