Kulturelle Bildung

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PARTIZIPATION: teilhaben/teilnehmen

Theater als Soziale Kunst II

Schriftenreihe Kulturelle Bildung
vol. 58, München 2017, 211 Seiten
ISBN 978-3-86736-458-4
18,80 EUR
inkl. gesetzl. MWSt - ggfs. zzgl. Porto und Versand
 

Produktbeschreibung

Der Begriff Partizipation hat im Bereich des Theaters Konjunktur und wird seit einigen Jahren als erfolgreicher, allerdings wenig reflektierter Slogan in der Theaterpädagogik genutzt. Das vorliegende Buch unterzieht den Begriff der Partizipation einer kritischen Revision, indem es einen Blick auf seine Funktion und Verwendung in verschiedenen Prozesse, Probenräumen und Aufführungsereignisse wirft und dabei auch, die ihn jeweils begleitenden Diskurse in den Blick nimmt. Es fordert den Begriff der Partizipation insofern heraus, als es ihn gleichsam auf die Probe stellt und hinsichtlich seines Nutzens in Bezug auf szenische Praxen untersucht. Der Begriff der Partizipation wird so selbst zum Gegenstand der Verhandlung. Denn gerade das Theater, dessen charakteristische Merkmale die Kollektivierung von Prozessen in Probe und Aufführung und die Formung von Gemeinschaften (auf Zeit) sind, scheint ein ideales Laboratorium, Anordnungen von Beteiligung genauer zu untersuchen.

Das Buch stellt den zweiten Band der Trilogie „Theater als Soziale Kunst I-III“ dar. Die Bände BIOGRAFIEren auf der Bühne sowie Forschendes Theater in Sozialen Feldern erscheinen demnächst.

Der Gedanke der Teilhabe/Teilnahme im Theater reicht weit zurück. Nach den Dichterwettstreiten im alten Griechenland entwickelten Bertolt Brecht (Lehrstück) oder später Augusto Baol (Theater der Unterdrückten) Formen der Partizipation resp. Inklusion in einer Theaterarbeit, die sich explizit im Dialog mit Publikum und Gesellschaft versteht. In der vorliegenden Publikation „PARTIZIPATION: teilhaben/teilnehmen“ wird das Anliegen aus der Sicht einer sich immer weiter ausdifferenzierenden Gesellschaft betrachtet und in aktuellen Beispielen diskutiert. Besonders aktuell wird dieser Diskurs auch durch Bestrebungen, bisher als selbstverständlich angenommene Grundsätze in einer Demokratie außer Kraft zu setzen und in diesen anstrengenden Zeiten nach einfachen Antworten zu suchen.
Was ist öffentliche Aufgabe?
Wo stehen die Einzelnen in der Verpflichtung?
Wer darf mitmachen?
Wer besser nicht?
Was ist politisch rechts, was ist links und wo ist die Mitte?
Diese und andere Verunsicherungen durchziehen nahezu alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung bieten die hier vorliegenden Überlegungen, Rück- und Vorausblicke, ausgewiesenen künstlerisch-pädagogischen Möglichkeiten und Grenzen von Beteiligung bisher nicht berücksichtigter Gruppen oder Einzelpersonen einen anregenden Raum für Denkprozesse und Handlungsperspektiven.

Prof. Bettina Brandi, socialnet.de
 

Inhaltsverzeichnis

Christoph Scheurle/ Melanie Hinz/ Norma Köhler
Vorwort

Christoph Scheurle
Einleitung: Partizipation/Partizipatives Theater


I. Diskurse der Partizipation zwischen Theater, Politik und Pädagogik

Johannes Kup
Theaterpädagogik im »Zeitalter der Partizipation«?

Christoph Scheurle
Partizipative Praxen im Spannungsfeld von Theater, Politik und Pädagogik

Dierk Borstel/Claudia Luzar
Was für ein Theater! Partizipative Methoden in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus

Thomas Blum
… und alle machen mit! Rassismuskritische Gedanken zum Thema Partizipation in der Theaterpädagogik


II. Praxen der Partizipation im Theater und in der Theaterpädagogik

Norma Köhler
Mehr Partizipation wagen!
Kollektive Kreativität im theaterpädagogischen Prozess

Dorothea Hilliger
Wirklichkeit (er)finden – statt partizipieren
Theaterpädagogisches Handeln im framing von risk, rules, reality and rhythm

Demokrat Ramadani/Michael Zimmermann
»Warum soll hier im Narrenkleid ich stehn, um Hinz und Kunz und jeden anzuflehn [...]?« Shakespeares Coriolanus und der Versuch eines dreifach-demokratischen Theaters mit Kindern und Jugendlichen aus Schloß Holte-Stukenbrock

Melanie Hinz
Partizipative Theaterarbeit als Prävention und Intervention gegen Rechtsextremismus?
Der Fall aus dem All (2014) von Theater Aspik an der Bürgerbühne Dresden und Christoph Schlingensiefs Hamlet (2001) am Zürcher Schauspielhaus

Stefan Bläske
Freiheit, die ich meine
Zu Milo Raus Inszenierung Five Easy Pieces über den Kinderschänder und Mörder Marc Dutroux – mit Kindern zwischen acht und 13 Jahren

Jana-Maria Stahl
Ästhetische Verantwortlichkeit – Die Vergangenheit der zukünftigen Gegenwart in Jérôme Bels Disabled Theater


III. Ein- und Ausschlüsse der Partizipation: Zur Kritik der Theaterinstitutionen

»Sich selbst abschaffen« – für ein Theater des Verzichts
Björn Bicker im Gespräch mit Christoph Scheurle

»Die Pluralität einer Stadtgesellschaft abbilden« – Das Modell Bürgerbühne
Miriam Tscholl im Gespräch mit Christoph Scheurle

»Das Theater für die Stadt mobil machen« – Die Bürgerschaft als erweitertes Ensemble
Viola Hasselberg im Gespräch mit Melanie Hinz

»Gescheitert ist man, wenn man sich begrenzt hat« – Partizipation im Labor
Karola Marsch im Gespräch mit Christoph Scheurle

»Alles verpufft, was länger als eine Spielzeit dauert!« – Über die Bindung von Communities von Schwarzen/People of Color im Theater
Simone Dede Ayivi im Gespräch mit Melanie Hinz

Danksagung