Kunstpädagogik

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Sehen – Denken – Handeln – Sprechen

Kunst im Bildungsprozess bei eingeschränkter Sprachfähigkeit

München 2011, 337 Seiten mit zahlr. Abb.
ISBN 978-3-86736-251-1
19,80 EUR
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Produktbeschreibung

Häufig gilt die Fähigkeit, verbale Sprache zu benutzen als Maß für menschliche Intelligenz und als grundsätzliche Voraussetzung für abstrakte Denkprozesse und begriffliche Klarheit. Allzu leicht wird abstraktes Denken mit verbalem Denken gleichgesetzt.

Der künstlerische Zugang zu unterschiedlichen Phänomenen, die den Menschen und seine Umwelt betreffen, ist jedoch immer zunächst ein wahrnehmender und handelnder. Sowohl Produktion als auch Rezeption von Kunstwerken vollziehen sich erfolgreich nicht in deduktiver Vermittlung sondern in eigengesteuerten prozessualen Abläufen. In diesem aktiven, handelnden Umgang mit Kunst begreift, verbildlicht, gestaltet, beschwört oder erschafft der Mensch, was ihm wichtig, bedeutsam, unerklärlich oder festhaltenswert ist.

Die Zielsetzung dieses Buches ist es, die Rolle der Kunst in einem nicht vorrangig durch Verbalsprache geprägten Bildungsprozess zu untersuchen. Dabei geht es hier weniger darum, historisches und kunsttheoretisches Wissen über Kunst zu erlangen, sondern durch eigenständige künstlerische Rezeptions- und Produktionstätigkeit den Prozess der Bildung und Identitätsentwicklung zu fördern. Ein Anspruch, der keinesfalls nur einen Sonderweg der Hörgeschädigtenpädagogik beschreitet, sondern Perspektiven für die Kunstpädagogik, Didaktik und Bildungspolitik allgemeinbildender Schulen eröffnet.
 

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Problemstellung und Voraussetzungen

2.1 Identitätsmodelle und Kommunikation
2.2 Kreativität
2.3 Bildungsziele der Hörgeschädigtenpädagogik
2.4 Bildung durch Kunst
2.5 Raum und Zeit

3 Kompensation – Ausgleich von Defiziten

3.1 Kunst und Behinderung

3.1.1 Artur Žmijewski – Tauber Bach
3.1.2 Die Tödliche Doris – gehörlose Musik
3.1.3 Gebärdensprache und Blindenschrift als Kunstwerk

3.2 Kunst, Kompensation und der Bezug zum Material

3.2.1 Joseph Beuys – der Künstler als Schamane und Heiler
3.2.2 Anselm Kiefer – Mythologie jenseits der Rationalität
3.2.3 Chohreh Feyzdjou – existenzielle Verzweiflung
3.2.4 Annette Messager – wer überleben will, muss spielen

3.3 Kunst als Korrektiv einer defizitär strukturierten Gesellschaft

3.4 Kompensatorischer Kunstunterricht im Rahmen der ästhetischen Erziehung

3.5 Fördern

3.6 Künstlerische Bildung und Werkstattarbeit

3.7 Kunst und Kommunikation

4 Anschauung und Bedeutung

4.1 Interpretation von Kunstwerken und deren Abhängigkeit von Sprache

4.2 Unübersetzbarkeit der Kunst

4.3 Formanalytische Kunstbetrachtung

4.4 Interpretation als dreischichtiges Modell zwischen subjektiver
Erkenntnis und objektiver Geschichtlichkeit

4.5 Strukturanalyse als reproduktive Kunst der Annäherung an die einzig richtige Interpretation

4.6 Francis Bacons künstlerische Interpretationen

4.7 Gefühlsmäßige Erfassung von formaler Gestaltung und Inhalt

4.8 Ein Bezugssystem der Auslegung von Kunstwerken

5 Unterrichtsprozesse

5.1 Kunstrezeption: Joseph Beuys – Zeichnungen

5.1.1 Die Zeichnungen im Beuysschen Werkkomplex
5.1.2 Analyse ausgewählter Werke
5.1.2.1 Ohne Titel (Elch)
5.1.2.2 Ohne Titel (zu: Bienenkönigin)
5.1.2.3 Frau mit Keule
5.1.2.4 Demonstration: Metamorphose / Demonstration: Evolution
5.1.3 Morphologie und Semantik der Bilder und deren Versprachlichung
5.1.4 Künstlerisch-performative Dialoge in der Ausstellung

5.2 Kunstproduktion als Kommunikation durch Skizzen und Zeichen

5.2.1 Emil Schumacher

5.3 Der Malprozess als subjektive Arbeit an Kultur

5.3.1 Cy Twombly – assoziative Notizen
5.3.2 Arnulf Rainer – Übermalung und Befleckung
5.3.3 Bedecken und Verschatten als kommunikative Prozesse
5.3.4 Historischer Exkurs
5.3.5 Melancholie als Anlass im künstlerischen Prozess

5.4 Das Bild als Produkt spielerischen Wachsens

5.4.1 Kurt Schwitters: Die Merzsäule

6 Zeit und Raum – Erfahrung und Erkenntnis durch künstlerische Prozesse

6.1 Zeit und ihre Darstellung als Bewegung

6.1.1 Videoperformance „Bewegung“ als Projektergebnis im Werkstattunterricht
6.1.2 Beschreibung der Videoinstallation
6.1.3 Zeit und Bewegung in der Kunst
6.1.4 Zeit als Problem
6.1.5 Zeit und Sprache
6.1.6 Die individuelle Bedeutung der Zeiterfahrung im Kunstunterricht
6.1.7 Der Erkenntnisgewinn der beteiligten Schüler

6.2 Raum als Wahrnehmungsfeld und Konstrukt

6.2.1 Das Spiel mit Raum und Perspektive
6.2.2 Ideal, Allegorie und Dekonstruktion
6.2.3 Raumbezogene Kunst
6.2.4 Mona Lisa – zwischen räumlicher Verortung und irritierender Fremdheit
6.2.5 Raum als Kulisse
6.2.6 Displacement
6.2.7 Perspektive, Position und Interpretationsleistung des Betrachters
6.2.8 Beschreibung der Raumgestaltung
6.2.9 Der Erkenntnisgewinn der beteiligten Schülerinnen
und Schüler

7 Fazit und Ausblick: Sehen, Denken, Handeln und Sprechen

Literatur

Verzeichnis der Abbildungen

Farbtafeln